Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft

für Suchtkranke und Angehörige

Diözesanverband Freiburg e.V.

KreuzbundDiözesanverband Freiburg e.V.

Sucht-Rehaklinik St. Landelin

Die Rehaklinik für suchtkranke Männer St. Landelin stellt sich vor. Der Klinikleiter Herr Arno Frank beantwortete uns Barbara Glaser aus Karlsruhe, Roland Wagner aus Schwetzingen und Thomas Langfeld aus Kehl bei einem Klinikbesuch Fragen. Anschließend führte uns der Hausmeister (der geschätzte heimliche Alleskönner) durch die Räumlichkeiten, die Werkstätten, die Gärtnerei und die Außenanlagen.

Die AGJ

Die Rehaklinik St. Landelin ist eine Einrichtung des AGJ-Fachverbandes für Prävention und Reha­bili­tation in der Erzdiözese Freiburg e. V. Als katholischer Fachverband im Diözesan-Caritasverband bietet die AGJ Hilfen für suchtkranke, wohnungslose und arbeitslose Menschen an und engagiert sich im Kinder- und Jugendschutz.

Im Bereich der Suchthilfe verfügt der AGJ -Fachverband über einen Verbund von 13 ambulanten Suchtberatungsstellen, 3 Rehakliniken und 5 Einrichtungen des ambulant Betreuten Wohnens im Rahmen der Reha-Nachsorge. Das Leitbild des AGJ-Fachverbandes orientiert sich an den Grundlagen der katholischen Soziallehre.

Wesentliches Merkmal ist der Einsatz für die Rechte und die Würde der hilfesuchenden Menschen, unabhängig von sozialem Stand, Herkunft und religiöser Orientierung.

Die Rehaklinik St. Landelin

Ist ein seit 1970 bestehendes Therapiezentrum für Sucht. Die Klinik bietet Platz für 60 männliche Rehabilitanden. Der suchttherapeutische Schwerpunkt der Rehaklinik St. Landelin liegt in der Behandlung der Alkoholabhängigkeit.

Die Behandlung von Mehrfach­abhängig­keiten (illegalen Drogen, Glücksspiel) sowie die Mitbehandlung von begleitenden psychischen oder körperlichen Gesundheitsstörungen sind möglich (Posttrauma, Angst, Essstörungen, Schlafstörungen).

Ein besonderer Schwerpunkt ist das Behandlungskonzept zu Alkoholabhängigkeit bei depressiven Störungen.

Lage

Die Fachklinik liegt im Herbolzheimer Ortsteil Broggingen in der landschaftlich reizvollen, hügeligen Umgebung des Breisgaus. Die nahe Rheinebene, der Schwarzwald und auch die beliebte Stadt Freiburg laden zu Ausflügen und Unternehmungen ein.

Konzept

Sucht ist eine komplexe Erkrankung, die von vielfältigen schädlichen Auswirkungen auf die biologische, psychische und soziale Entwicklung eines Menschen begleitet wird. Sie ist gekennzeichnet durch das zeitweilige oder andauernde Unvermögen, mit Sucht­mitteln kontrolliert umzugehen.

Die Entstehung und der Verlauf einer Sucht­erkrankung werden beeinflusst von der Persönlichkeit, dem sozialen Umfeld, dem Suchtmittel selbst und der Wirkung, die mit dem Suchtmittel erreicht wird (z. B. Anerkennung, Ausgleich fehlenden Selbstwertes, Angstbewältigung, Entspannung, Konflikt­bewältigung).

Missbräuchlicher Konsum von Sucht­mitteln ist häufig ein Versuch, persönliche Probleme zu bewältigen. Dieser Selbstheilungsversuch führt aber letztlich zur Selbstschädigung.

In der Behandlung werden die Fähigkeiten und Ressourcen jedes Rehabilitanden zur Bewältigung der Abhängig­keit genutzt und gefördert.

Innerhalb dieses abstinenzorientierten Ansatzes sind die Hilfe zur Selbsthilfe und die Wiederherstellung der Selbstregulation wichtige Elemente.

Leistungsträger sind die Deutschen Renten­versicherungen und die gesetzlichen Krankenkassen.

Das therapeutische und rehabilitative Angebot

Die therapeutische Grundhaltung in der Rehaklinik St. Landelin beinhaltet das Verhandeln von Reha­bili­tations­zielen und -maßnahmen mit unseren Rehabilitanden auf Augenhöhe.

Die Mitarbeitenden in St. Landelin sehen es als ihre zentrale Aufgabe an, Rehabilitanden zur aktiven und selbstgewollten Teilnahme an den Therapie­maßnahmen zu motivieren. Gemeinsam mit den Rehabilitanden wird auf der Grundlage einer um- fangreichen medizinischen und psychologischen Diagnostik das Für und Wider verschiedener Erklärungs- und Behandlungsmöglichkeiten detailliert erörtert und ein konkreter Behandlungsplan vereinbart.

In den einzelnen Therapiebereichen und den hier vorgehaltenen Therapiemodulen besteht ein differenziertes Angebot, das sich an den Möglichkeiten, Notwendigkeiten und der Leistungsfähigkeit des einzelnen Rehabilitanden orientiert.

Reha­bili­tation ist kein passives Geschehen - die therapeutischen Angebote und Möglichkeiten können ihre positive Wirkung nur in dem Maße entfalten, wie der einzelne Rehabilitand aktiv und konstruktiv mitarbeitet. Der Reha-Erfolg entsteht aus der gemeinsamen Arbeit des multiprofessionellen Reha-Teams und des Rehabilitanden.

Suchttherapie und Psychotherapie

Bei diesen zentralen Therapiemodulen geht es einerseits um die Herausarbeitung von Gründen für die Entwicklung der Abhängig­keit sowie der Funktion des Alkohols, andererseits aber auch um die Entwicklung einer abstinenten und erfüllten Lebensperspektive.

Innerhalb der suchttherapeutischen Gruppe und der Einzeltherapie werden die Grundlagen für die zukünftige Abstinenz erarbeitet. Der Rehabilitand erlernt Strategien und Kompetenzen um sein Leben ohne Alkohol erfolgreich und zufrieden gestalten zu können.

Sozialberatung

Der Sozialdienst erarbeitet mit dem Rehabilitanden eine Grundlage für eine sinnvolle berufliche und soziale Wiedereingliederung nach der Entwöhnungsbehandlung. Dies kann Hilfe im Bereich Arbeits­situation, Wohnung, finanzielle Situation, Führerschein, Schwer­behinderten­ausweis, Gerichtsverfahren oder bei weiteren sozial- rechtlichen Fragen sein.

Besichtigung der Gartenanlage

Bei unserem Besuch der Rehaklinik St. Landelin im späten Herbst 2018 waren alle Beete der Gärtnerei schon abgeräumt und für den Winter vorbereitet. Es türmten sich Komposthügel mit Schnittgut vom Sommer. Ich denke die Arbeit im Freien gibt vielen Freude und positive Bestätigung etwas Schönes geschafft zu haben.

Der geerntete Mangold und die Rüben, die wir in einem Schubkarren gesehen haben, wandern in die Klinikküche zur Freude der Gemüse­liebhaber.

Wer sich dazu berufen fühlt, darf sich in der Küche beim Kochen (z.B. Mangold und Rüben), beim Abräumen oder bei der Erstellung des Essensplans einbringen.

Angehörige und soziales Umfeld

Der Einbezug von Familienangehörigen und anderer Bezugspersonen in den therapeutischen Prozess ist wichtig, um die Verhaltens­veränderung des Rehabilitanden, zu unterstützen. Die Bezugs­therapeuten bieten daher die Möglichkeit zu Paar- bzw. Familiengesprächen an.

Arbeitstherapie und Beschäftigungstherapie

Die arbeitsbezogenen Maßnahmen richten sich nach dem indi­viduellen Unter­stützungs­bedarf des Rehabilitanden bezüglich seines Erwerbsstatus, seiner Ausbildung und seiner Arbeitsbiografie.

Allgemeines Ziel ist die Verbesserung der Belastungs­fähigkeit sowie die Erhaltung von Fertigkeiten für die berufliche Wieder­eingliederung und die Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit im Erwerbsleben.

Bei unserem Besuch der Werkhallen geht es geschäftig zu. Ein Handwerks­meister für Holz und Metall teilt die Männer für die anstehenden Aufgaben ein. Es riecht nach frisch geschnittenem Holz und überall sind Werkbänke aufgestellt. In den Regalen türmt sich Holz und mehr Holz und noch mehr Holz. An einer Werkbank schneidet gerade ein Rehabilitand mit Schablonen Holzherzen zu, die dann noch mit einem Lötkolben beschriftet werden – als Geschenk für zu Hause.

Ein wunderschöner alter Schrank steht am Ende der Halle, der von dem Schreiner­meister und den begabteren Mitarbeitern restauriert wird.

In der Metallabteilung geht es ebenso fleißig zu. Dort werden zurzeit mit Unter­stützung des Metallfachmanns Geländer und Parkbänke im Auftrag der Gemeinde ausgebessert oder erneuert.

Physiotherapie und Bewegungstherapie

Die Physio- und Bewegungstherapie zielt auf die Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit ab. Auch geht es um die Stärkung psychischer und sozialer Ressourcen durch positive Bewegungserfahrungen und das Erlernen eines gesunden und aktiven Lebensstils.

Kreativtherapie

Im freien kreativen Gestalten können kreative Fähigkeiten entdeckt werden. Dabei können Erfolgserlebnisse vermittelt werden, das Selbst­wert­gefühl wird gestärkt und es finden sich Möglichkeiten, Gefühle kreativ auszudrücken.

Am besten hat mir eine Kletterwand im unteren Treppenbereich gefallen. Sie war großzügig in der Form und besaß Sicherungsseile und Matten.

Unübertroffen war aber der Saunabereich mit dem angrenzenden Ruheraum mit Liegen und schönem Ambiente (der Saunabereich ist die Passion des Hausmeisters – alles ist selbst gefliest).

Ich hätte mich gleich hinlegen können nach dem rauf und runter durch die vielen Stockwerke der Rehaklinik. Ich bin nämlich eher der Chiller-Typ.

Freizeitgestaltung

Eine ausgeglichene Freizeitgestaltung stellt einen wichtigen Beitrag zu einer abstinenten Lebensführung dar. Die Angebote der Rehaklinik St. Landelin umfassen:

  • klinikeigene Fahrräder, Nordic-Walking
  • Sport- und Familienbad Denzlingen
  • Baum- und Heckenschnittkurs
  • Schweißkurs, Kochkurs
  • Ausflüge zu Burgen, Falknerei, Bowling-Center, Wanderungen
  • Sport (Beachvolleyball, Boule, Tischtennis, Kicker, Billard, Darts, Fußball)
  • Fitnessraum und Sauna

Depression bewältigen

Depressive Symptome und Alkoholabhängigkeit treten oft gemeinsam auf: Depressive Gefühle haben problematischen Alkoholkonsum ausgelöst, der Alkoholkonsum selbst führte wiederum zu depressiven Gefühlen.

Durch entsprechende Infor­mationen und Anleitung zu Veränderungen der Lebensführung kann eine depressive Störung oft effektiv gelindert werden.

Stressmanagement und Entspannungs-training

Thematisiert werden die Folgen chronischer Überbelastung. In den Gruppen­sitzungen werden Veränderungs­möglich­keiten erarbeitet, die sowohl an der Situation als auch an der eigenen Einstellung und den persönlichen Reaktionsmustern ansetzen. Bearbeitet werden innere und äußere Stressauslöser.

Progressive Muskel­entspannungs­techniken sind hilfreiche Strategien sowohl hinsichtlich der Stressbewältigung als auch als Ersatz für den für viele Menschen entspannend wirkenden Alkoholkonsum.

Tabakentwöhnung

Für Rehabilitanden, die ihren Tabakkonsum reduzieren oder aufgeben wollen, wird das Rauchfrei-Programm angeboten: Dies ist ein seit vielen Jahren gut eingeführtes und erprobtes Gruppenprogramm zur Tabakentwöhnung und wird deutschlandweit von zertifizierten Kursleitern angeboten.

Entwickelt wurde das Programm vom IFT Institut für Therapieforschung mit Förderung durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Darauf ist der therapeutische Klinikleiter Herr Arno Frank sehr stolz

Die Deutsche Renten­versicherung schrieb in ihrem Bericht: Sie freut sich sehr, dass sich die Einrichtung St. Landelin bei der Auswertung der Rehabilitanden­befragung Thema Psychosomatik / Sucht im Bericht 2018 in der Gruppe der am besten bewerteten Reha-Einrichtungen befindet. Insgesamt präsentiert sich die Reha-Klinik St. Landelin als qualitativ überdurchschnittlich. Wir bedanken uns für Ihr Engagement.

Herr Frank war in unserem langen Gespräch am Ende des Besuches bei Kaffee und Getränken sehr engagiert, uns seine Sichtweise der Arbeitsmethoden seiner Klinik verständlich zu machen.

Es liegt Ihm sehr am Herzen, den männlichen Patienten eine berufliche Perspektive und Selbst­wert­gefühl wieder zu geben. Er plädiert auch sehr für einen Langzeit­aufenthalt, entgegen dem aktuellen Trend der Kurzzeit­therapie oder auch der ambulanten Therapie.

Die Patienten nehmen sich nicht mehr die Zeit, die sie bräuchten, um Abstand zu gewinnen und ihr Leben ohne Sucht wieder in den Griff zu bekommen.

Es war ein sehr angenehmer Nachmittag in Broggingen. Nur einem gefiel der Tag nicht. Dieser musste nämlich im Auto bleiben. Das war Rolands Hund Einstein. Der hatte Haus- und Werkstattverbot und so langweilte er sich tierisch.