Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft

für Suchtkranke und Angehörige

Diözesanverband Freiburg e.V.

KreuzbundDiözesanverband Freiburg e.V.

Bericht: Allgemeines Seminar I 2025

Zeit21.–23.2.
OrtBildungshaus St. Bernhard
ThemaSucht im Song
ReferentPeter Dahm, DV Bitburg-Prüm und Heinz Fichter, DV Trier
BerichtSusanne Bunsch
BilderGerhard Häring

Sucht im Song?... ich liebe Musik, ich liebe Liedermacher und gute Texte!

Nur mit der Verarbeitung von Sucht in Songtexten habe ich mich noch nie auseinandergesetzt und war gespannt.

Schon am Freitagabend, als uns Peter und Heinz mit dem Lied „Gut wieder hier zu sein“ von Hannes Wader empfingen, wusste ich: Das wird gut!

Nach einer ausgiebigen Vorstellungs­runde, guten Gesprächen und einer Liste mit Liedern aus ganz unter­schied­lichen Sparten aus denen jeder zwei Songs auswählen durfte, beendeten wir den ersten Abend.

Samstagmorgen wurden wir mit „Get Up, Stand Up „von Bob Marley so richtig in Schwung gebracht und waren fit für den ersten, von uns ausgewählten, Song!

Udo Lindenberg: „Unterm Säufermond!“

Erschütternd beschreibt er darin seine abendliche Sehnsucht nach einem

kleinen Glück (aus der Flasche), wie zärtlich ihn „Lady Whisky“ nach dem ersten Glas in den Arm nimmt und wie er „ferngesteuert“ weiter trinkt.

Obwohl er sieht, dass dieses Leben so arm ist ( ferngesteuerte Quälerei!)

trinkt er weiter!

Kommt uns allen sehr bekannt vor, oder?

Es folgte ein sehr reger Austausch über unsere eigenen Erfahrungen.

Steppenwolf: „The Pusher“

Auch sie versuchten ihren Konsum in diesem Lied zu verarbeiten, machen darin allerdings einen Unterschied zwischen leichteren Drogen wie Gras oder Pillen und gespritzten Drogen! Drücker haben Grabsteine in den Augen singen sie, und beschreiben die Händler als Monster! Ein sehr aufrüttelnder Text!

Amy Winehouse: „Rehab“

Amy gehört zum „Club 27“! Das sind Musiker die mit 27 Jahren starben und meistens aus der Rock- und Bluesszene stammen. Todesursache waren selbstzerstörerischen Verhalten wie Drogenmissbrauch oder Suizid. Dazu gehören z.B. Jimi Hendrix, Janis Joplin, Brian Jones und viele mehr.

Amy wehrt sich in diesem Lied gegen einen Entzug, glaubt sie habe keine Zeit dafür, glaubt, wenn sie einen Freund habe, könne sie aufhören zu trinken. Sie macht sich ganz deutlich selbst etwas vor!

Wir wissen doch alle, dass unsere Abstinenz einzig und allein von uns selber abhängt und das Freunde und /oder Familie zwar unterstützend begleiten können, aber es wäre fatal, wenn wir unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit davon abhängig machen, ob wir geliebt oder gemocht werden.

Foo Fighters: „I should have know!“

Sie beschreiben die Hilflosigkeit der Angehörigen, verbunden mit Selbstvorwürfen. Zu Beginn klingt das Lied fast zärtlich, schwillt an und wird immer verzweifelter und zorniger.

Auch das Lied von Jonny Cash: „Hurt“ wird im Verlauf immer eindringlicher! Es ist ein trauriger Rückblick auf sein Leben voller Alkohol und Drogen. In der letzten Strophe sagt er, wenn er nochmal neu anfangen könnte, würde er sich selbst treu bleiben und einen Weg finden.

Er hat es nicht geschafft!

Eagles: Hotel California

Auch dieses wunderschöne, melodische und scheinbar unbeschwerte Lied beschreibt die Sucht und den damit verbundenen Zwang. In der letzten Strophe wird klargemacht, dass wir zwar schnell in die Sucht kommen,aber niemals ganz raus! Die Sucht (Suchtgedächtnis) bleibt immer da.

Beth Hart: Leave the Light on

Beth besingt ihre zerstörte Kindheit und ihre Ängste. Es ist ein einziger Hilfeschrei! Erschütternd! Sie war ihr Leben lang heroinabhängig und hat es über die Musik geschafft, auszusteigen.

The Beatles: Lucy in the Sky with Diamonds

Fast schon fröhlich wirkt es und beschreibt einen guten Trip auf LSD.

Die Welt wird bunt und man will immer mehr! Genau wie bei jeder anderen Droge.

Sarah Lesch: Wenn er nicht trinkt

Sie beschreibt die Hoffnung und versucht zu verstehen warum ihr Mann trinkt. Findet unzählige Entschuldigungen,versucht ihn in Schutz zu nehmen, lebt ständig zwischen Hoffnung, Glauben und Angst! Sie klammert sich an die guten Seiten ihres Mannes und glaubt seinen Versprechungen immer wieder, nur um jedes Mal erkennen zu müssen, dass ihr Mann seine Versprechungen nicht hält oder halten kann.

Ein Lied von und für Angehörige.

Nach dem anschließenden Abendessen trafen wir uns zu einem gemütlichen Abend der von Heinz und seiner Gitarre begleitet wurde.

Er hat eine wundervolle Stimme und hat uns mit Liedern wie „Lucky Man“, Make you feel my love, The Answer my Friend und vieles mehr, verzaubert.

Wunderbar entspannt begaben wir uns danach in unsere Zimmer.

Den Sonntagvormittag starteten wir mit

John Lennon: Cold turkey

darin beschreibt er seinen kalten Entzug mit all seinen Schmerzen und seiner Verzweiflung. Das Lied spricht für sich!

Der letzte Titel den wir besprachen war:

Ute Freudenberg: Willkommen im Leben

Ein sehr aufbauendes Lied nach einem Entzug. Es beschreibt die wundervolle Rückkehr ins Leben nachdem sie schon im „freien Fall der Nacht“ war und „kurz vor dem Abgrund aufgewacht“ist.

Gleichzeitig beinhaltet dieses Lied eine Warnung: „Für den Triumph ist es zu früh, denn ausgestanden ist es nie!“

Besser könnte man die Sucht­erkrankung nicht beschreiben.

Zum Schluss stellten wir fest:

- Musik verbindet

Alkohol wird in Liedern häufig glorifiziert

Sucht wird oft in und durch Liedern verarbeitet

Durch die Aus­einander­setzung mit den Texten kamen gute, ehrliche Gespräche zustande und ein sehr reger und vertrauensvoller Austausch fand statt.

Unsere beiden Referenten Heinz und Peter waren einfach wunderbar! Authentisch, lustig und ernst zugleich! Zwei tolle Typen Marke „Altrocker“! Wir sind ihnen unendlich dankbar, dass sie uns ein so schönes und lehrreiches Wohlfühlwochenende bereitet haben. Ich kann diese Seminar nur jedem empfehlen, zumal es wichtig ist, sich immer wieder auf Neues einzulassen.