Freitag
Nach und nach trudelten sie ein, die bekannten und noch unbekannten Weggefährtinnen und Weggefährten sowie unser Referent Falk Immenroth. Manch einer kannte das Haus noch nicht und war zwar ständig auf der Suche nach irgendwas, aber begeistert.
Um 18 Uhr waren dann glücklich alle im Speisesaal versammelt. Wir genossen das Abendessen und beschnupperten uns gegenseitig.
Anschließend ging es in den Seminarraum, wo wir nach kurzer Begrüßung durch die Seminarleitung und den Referenten sowie einem lustigen Aufwärmspiel gleich voll durchstarteten. In Kleingruppen arbeiteten wir heraus, was wir an Erwartungen, Befürchtungen und Fragen zu diesem Seminarwochenende mitgebracht hatten.
Samstag
Nach Klärung der Formalien (Kaffeepausen und Mittagessen), dem kurzen Blitzlicht mit viel Lob für das Seminarhaus und einer kleinen Aufwärmrunde, um sich positiv in den Tag einzuschwingen, begann der zweite Seminartag mit der Auswertung der am Vorabend ausgearbeiteten Punkte.
Befürchtungen
Erwartungen
Nun kam Falk auf das eigentliche Thema des Seminars zu sprechen und fragte mal in die Runde, was wir uns eigentlich von einem besten Freund erwarten würden:
Was heißt das denn, wenn wir uns selbst unser bester Freund sein wollen?
Zeit haben und sich Zeit nehmen:
Kritik
Ehrlichkeit
Alle diese Eigenschaften, die wir lernen sollten, in uns zu verankern, bauen darauf auf, dass unser “Ich” ein geschützter Bereich ist. In vielen Wortmeldungen aus der Gruppe wurde thematisiert, dass es dafür unabdingbar ist, seine eigenen Grenzen zu kennen und anderen Menschen Grenzen zu setzen.
Im Verlauf der Gruppendiskussion wurde klar, dass wir alle eher auf unsere Schwächen schauen, anstatt uns unserer Stärken bewusst zu werden. Das ist schon ein richtiger Automatismus geworden, dem man deshalb gezielt entgegenarbeiten muss. Das Gegenprogramm heißt:
Wir müssen die Selbstliebe in uns zum Blühen bringen.
Andere Worte für Selbstliebe:
Was gehört zur Selbstliebe:
Die Selbstliebe beachtet man zu wenig:
Der Liebestank:
Falk hat die von uns erarbeiteten Punkte so zusammengefasst:
Diese Techniken führen zu einer Veränderung, aber wir brauchen Geduld und wir müssen sie immer wieder anwenden.
Ich kann mir meine Familie nicht aussuchen, wohl aber meinen Freundeskreis. Wir sollten uns mit Freunden umgeben, die positiv auf uns wirken
Wenn ich mich selbst liebe, dann werde ich mich auch mit meinen Fehlern lieben.
Wenn ich Fehler mache, werde ich sagen “Hurra, endlich kann ich wieder etwas an mir ändern".
Wichtig ist es, sich von dem Stigma zu befreien, mit dem die Gesellschaft Suchtkranke belegt. All diese negativen Zuordnungen sind dazu geeignet, einem das Selbstwertgefühl unter den Füßen wegzuziehen.
Wir sind kein “gesellschaftlicher Makel”, sondern stehen unsere Frau / unseren Mann im Leben.
Nach getaner Arbeit kam die Erholungsphase. Wie immer ein gutes und reichhaltiges Abendessen, danach saßen wir noch lange gemütlich im Foyer zusammen und unterhielten uns angeregt. Eine kleine Gruppe unternahm einen ausgiebigen Nachtspaziergang durch die Weinberge und kam ausgelassen und entspannt zurück.
Sonntag
Der Sonntagmorgen ist da. Nach dem tollen und vielfältigen Frühstück treffen wir uns wieder um 9 Uhr im Seminarraum und werden mit Musik empfangen ein Lied mit dem Text „Ich bin dabei, du bist dabei“. Guten Morgen an 14 Menschen, die der Reihe nach berichten, wie für sie die Nacht war. Durch die unterschiedlichsten Schlafrhythmen kommen wir auf das Thema Schlaf und Träume. Viele wussten bis dato nicht, dass unter jeglichem Konsum gar kein Träumen einsetzt, somit eine wertvolle Verarbeitung gar nicht stattfinden kann und dadurch Traumata begünstigt werden. Selbst ein Alptraum ist sinnvoller und wichtiger als gar keine Verarbeitung des Erlebten.
Wir erfahren, dass es nicht schlimm ist, wenn man öfters wach liegt, weil man ohnehin 50–60-mal in der Nacht für Sekunden wach ist, ohne es überhaupt zu bemerken. Dass zur körperlichen Regeneration lediglich wenige Stunden ausreichen, man sich auch nie zum Schlafen zwingen sollte. Am Tag auftanken kann man mit einem powernap, wie es so nett auf Neudeutsch heißt. Powernap bedeutet: Augen zu für nicht länger als 10-20 Minuten, da sonst der Tiefschlaf einsetzt, der zur Schlafträgheit führen kann.
Nach einem ausgiebigen Reflektionsgespräch zum bisherigen Verlauf des Seminars wird endlich der von den Teilnehmern mehrfach geäußerte Wunsch erfüllt: wir dürfen raus in die Weinberge zum Bogenschießen! Unser Referent Falk Immenroth ist zertifizierter Trainer für therapeutisches Bogenschießen und – wie es der Zufall so will - hat er seine Ausrüstung natürlich dabei. Draußen wird dann aufgebaut. Es ist bewölkt, wunderschöne Natur und es regnet nicht. Wir bekommen Pfeil und Bogen, Falk gibt eine kurze Erklärung, danach dürfen wir ran.
Das Fazit für unser Leben aus dem Einblick in diesen Sport: einen festen Stand haben.
Einatmen beim Bogen hochnehmen, ausatmen beim Ziehen der Sehne nach hinten zum Gesicht seitlich an unser Kinn, welches der Anker ist, und ohne Zielen einfach loslassen, innehalten und nachfühlen. Ähnlich einer kleinen Meditation.
Wir waren eine exzellente und coole Gruppe, haben viel gelacht und unsere Pausen mit Absprache sehr angenehm eingeteilt. Besonders wertvoll waren die Gespräche, die wir am Rande dieses gut gelungenen Seminars in kleinen Gruppen miteinander führten.
Der Mensch kann sich ändern, bis er stirbt, jeden Tag, das gibt Hoffnung.
Vielen Dank für dieses Wochenende.